Anschlag auf Forschungseinrichtung
In der vergangenen Nacht ist es Unbekannten gelungen, in eine Forschungseinrichtung des Mutterkonzerns Crosscare einzudringen, die sich etwa 20 Kilometer südlich der botswanischen Hauptstadt Gaborone befindet. Besser gesagt befand sich diese Einrichtung dort, denn die Eindringlinge haben, das muss man neidlos zugestehen, ganze Arbeit geleistet und keinen Stein auf dem anderen gelassen.
Während in der Hauptstadt eine Festparade anlässlich des Nationalfeiertages stattfand, zu Ehren des 42. Jahrestages der Unabhängigkeit vom Britischen Empire, gruben sich die Angreifer wortwörtlich einen Eingang in die Anlage hinein.
Die forensische Analyse ergab, daß insgesamt 8 Sprengsätze ausreichend waren, um zuerst die Sicherheitstür zu öffnen und schließlich gezielt den Serverraum in Schutt und Asche zu legen.
Pikantes Detail: Crosscare - ein Unternehmen, das sich mit der Entwicklung medizinischer Technologien beschäftigt und durchaus einige erstaunliche Entdeckungen verzeichnen kann - ist erst ein halbes Jahr zuvor unangenehm aufgefallen, als es ohne Angabe von Gründen aus einem Förderprojekt ausgestiegen war, mit dem eine bessere Grundversorgung und Präventionsarbeit finanziert wurde, um der immernoch steigenden Zahl jährlicher HIV-Neuinfektionen entgegenzuwirken. Etwa 24% der Erwachsenen in Botswana sind mit der Immunschwächeerkrankung infiziert. Damit belegt das Land nach seinem stärksten Konkurrenten - dem ebenfalls afrikanischen Swasiland - einen soliden zweiten Platz.
Zeitgleich war der Konzern - der von dem Brüderpaar Joseph und Jordan Anneza geleitet wird (oder besser: wurde) - bis vor kurzem noch Mitglied der Südafrikanischen Entwicklungsgemeinschaft (SADC), einer Organisation, zu der sich 15 afrikanische Staaten zur wirtschaftlichen und politischen Integration im südlichen Afrika zusammengeschlossen haben. Auch aus diesem Verband hat sich Crosscare kürzlich verabschiedet, und böse Zungen behaupten nun, die Anneza-Brüder würden vermehrt in den reicheren Norden (oder gar nach Europa und Nordamerika) schauen und ihre südafrikanischen Wurzeln vergessen.
Ob nun der Anschlag ihnen persönlich galt, weil sie ihr Land im Stich lassen, auf dessen Armut sie sich eine goldene Nase verdient haben, oder ob es eine Auswirkung der noch immer andauernden Fehden zwischen den örtlichen Stämmen ist (die führenden Angestellten von Crosscare stammen vom Volk der Ndebele ab, die immernoch im Unfrieden mit den vorherrschenden Sotho-Tswana leben), ist nicht geklärt. Vielleicht gibt es auch noch andere, weit mysteriösere Gründe. Immerhin wurde der Anschlag offensichtlich an einem Feiertag durchgeführt, an dem niemand in der Anlage arbeitete. Das eindeutige Hauptziel war jedenfalls die Vernichtung der Forschungsdaten, nicht die Ermordung der dort arbeitenden Menschen. Bekennerschreiben gibt es bisher allerdings nicht. Wir dürfen also gespannt sein.
Persönlich ist es für die Anneza-Brüder nun aber ohnehin geworden. Aus welchem Grund auch immer befanden sich beide Geschäftsführer zum Zeitpunkt des Anschlags auf dem Gelände. Joseph Anneza konnte schwer verletzt geborgen werden, ist zum Zeitpunkt aber noch nicht ansprechbar gewesen. Für seinen jüngeren Bruder Jordan allerdings kam jede Hilfe zu spät.
"When all is shit, become a fly."
Josh Holman