Credo
22.01.2012
Sonnata
Kommentare: 4
"Er sieht gar nicht unglücklich aus." hatte Phoebe gesagt. Es war wirklich schwer in diesen gut gelaunten, heiteren Menschen der 60er Jahre den Feind zu sehen.
Was, wenn er wirklich glücklich war? Was, wenn sich Mr. Alvarez tatsächlich für dieses Leben entschieden hatte? Hatten sie wirklich das Recht, ihn hier herauszureißen?
Er nahm sich vor, Mickey nach seiner Zufriedenheit mit seinem Entsorgungstechniker-Leben vor seiner erneuten Erweckung zu fragen.
Verdammt, er steckte schon zu tief drin. Distanz wahren! Distanz war wichtig, wenn man seinen Zielen folgte. Das hatte er früh gelernt. Die meisten Menschen waren verblendet und erkannten das Gute in seinen Taten erst, wenn sie vollbracht waren.
Manchmal auch dann nicht.
Er wollte nicht wissen, ob sie glücklich waren. Er wollte auch nicht wissen, ob es hier schön war. Als er mit Kate in Nihon einkaufen gegangen war, hatte er dieses beklemmende Gefühl zum ersten Mal bewußt wahrgenommen. Es war - wie Kate ganz richtig gesagt hatte - als wären sie dort zu ihrem Vergnügen im Urlaub. Im ersten Moment hatte er gelächelt, als er erkannte, daß er es ebenso empfand. Dann aber folgten Widerwillen, Verwirrung und beinahe Panik. Er hatte sich nicht gestattet, Kate zu zeigen, wie tief ihn diese Erkenntnis getroffen hatte.
Wie einfach wäre es gewesen nachzugeben und sich eingliedern zu lassen, alles zu vergessen und ein unwissendes, zufriedenes und glückliches Leben zu leben, weil er nichts anderes kannte.
Er hatte das Gefühl, daß sein Verstand sich ausdehnte, seine Grenzen sich auflösten und er plötzlich seine äußere Form verlor.
Er schloß die Augen und zwang sich, ruhig zu atmen.
Nein! Sie würden ihn nicht bekommen! Und auch wenn er die Gründe dafür vergessen sollte: Er würde niemals aufgeben, sie zu bekämpfen. Das war das einzige, was noch ihm gehörte. Er wußte, wie wichtig das war.
Sie stellten suggestive Fragen, um seinen Widerstand zu schwächen.
Warum er dagegen war, glücklich zu sein. Warum er nicht wenigstens den anderen ein zufriedenes Leben gönnen wollte. Ob er nicht erkannte, wie innovativ, fortschrittlich und faszinierend dieses Projekt sei.
Aber man hatte ihn nicht gefragt, ob er hier sein wollte! Er öffnete die Augen wieder und lächelte zufrieden, als ihm alles wieder einfiel.
Man hatte ihn gegen seinen Willen in diese Röhre gesteckt und ihn aus seinem Leben herausgerissen, um ihm hier seine Lebensenergie auszusaugen.
Und auch, wenn diese Welten hier sicher das Potential hatten, den Unterhaltungswert von Disneyland zu übersteigen, so war es doch eigentlich ein einziges großes Gefängnis.
Nichts war echt, und die Entscheidungen, die man hier treffen konnte, waren alle vorausberechnet. Es sei denn, man war erwacht.
Das führte ihn zu einem weiteren erschreckenden Gedanken.
Er hatte begonnen, an der realen Welt da draußen zu zweifeln.
Was, wenn diese "reale Welt", die er kannte, und in der er aufgewachsen war, auch nur ein Konstrukt war? Sie hatten ihm schon einmal vorgegaukelt, er sei herausgekommen.
War diese Anlage nur ein Konstrukt in einem Konstrukt? In etwa so, wie wenn man träumte, daß man schlief und träumte?
In diesem Fall wären ihm sicher keine Unregelmäßigkeiten aufgefallen, weil er in der Welt da draußen ja eingegliedert gewesen wäre.
Wieder schloß er die Augen und atmete ruhig. Er konzentrierte sich auf seinen Atem, wie er es im Camp gelernt hatte.
Nein, die reale Welt konnte kein Konstrukt sein. Denn dann würde er nicht existieren.
Welche Programmierer erfanden gleichzeitig zu einer Welt, die sie schufen, Figuren, die versuchten, dagegen vorzugehen? Nein, das war nicht logisch.
Credo nickte unwillkürlich und öffnete die Augen wieder. Nein, die Welt, wie er sie kannte, und auch sein Leben, all seine Erinnerungen waren real. Sie waren wirklich passiert.
Verdammt, jetzt bekam er auch noch einen klassischen Lagerkoller!
Er war einfach wirlich schon zu lange hier drin.
22.01.2012 14:58
Jaaw! Credo wird wahnsinnig. Dann kann ich ja einen weiteren Punkt auf meiner To-Do-Liste abstreichen.
22.01.2012 14:59
Du Setit!
22.01.2012 19:56
Ach quatsch....er is nur n bisschen...paranoid. Gib ihm einfach mal wieder ne hübsche kleine Bombe in die Hand, dann kommt er schon wieder zur Besinnung^^
22.01.2012 20:09
*Bombe in der Hand halt* Mein Schaaaaaatz!
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