Träumen in Bad Liebenau - Ronja
27.07.2015
Mabinogi
Kommentare: 4
Kubi,

Wir haben uns noch nie getroffen. Also, zumindest hast du mich noch nie getroffen, ich dich allerdings schon. Ich war dabei in der Nacht, als Hase dich vollkommen ohne Zusammenhang in den Keller zu diesem großen Feuer gezogen hat. Der Keller in der Auster. Ihr alle wart wahrscheinlich viele Jahre jünger als jetzt und habt Klamotten getragen, die ich nur noch aus Geschichtsbüchern kenne oder von peinlichen Fotos meiner Großeltern. Und ihr habt die größte Party geschmissen, die ich je erleben durfte, wenn auch nur kurz. Viel zu kurz. Ich wäre gern da gewesen, damals. So richtig, mein ich. Ich hätte euch gern alle damals gekannt.
Ich habe keine Ahnung, ob du dich daran erinnern kannst – vielleicht sind es auch einfach zu viele solcher Nächte gewesen. Ich war nur dieses eine Mal dabei und ich glaube, dass Hase damals bemerkt hat, dass ich zugesehen habe. Und sie wollte mir das Feuer zeigen, was auch immer das war.

Ich weiß noch gar nicht, ob ich Johnny diesen Brief hier überhaupt mitgebe, wenn er dich morgen besuchen kommt. Ich weiß nicht, ob das Risiko zu groß ist, dass er in die falschen Hände fällt. Graue Hände. Aber ich möchte ihn trotzdem schreiben. Vielleicht gibt er dir Hoffnung, vielleicht belächelst du ihn auch nur. Vielleicht erscheint dir das, was ich schreiben möchte, auch total albern. Vielleicht ist es für dich nur ein Märchen. Aber ich weiß, dass es eine Zeit gab, als Märchen für dich echt waren.

Also lass mich dir ein Märchen erzählen.
Es waren einmal vier Jugendliche. Eines Nachts änderte sich für sie alles und plötzlich ergab alles Sinn. In dieser Nacht schafften sie es, einen kleinen Hauch von dem, was euch früher mal beflügelte und eure Wochenenden in bunte Farben tauchte, wiederzubeleben. Wir tanzten die ganze Nacht und alle tanzten mit uns.
Der Tanz kostete uns aber, denn die grauen Hände erwischten uns und rissen uns aus unserem Traum. Sie erklärten uns, dass wir high waren. Dass das wieder passieren könnte und sie uns helfen könnten. Ich habe ihnen nicht geglaubt, ich weiß nicht, wie das bei den anderen war. Aber letzten Endes wurden wir alle von einem Plastikritter überzeugt, dass der Traum echt ist und wir in ihn zurückkehren können. Also zerbrachen wir Spiegelscherben und seitdem träumen wir wieder.
Das Traumland ist für uns alle irgendwie neu und wir haben keine Ahnung, in was wir hier reintaumeln. Ich weiß aber, dass diese Stadt mal ein großartiger Ort war, mit Menschen, die Geschichten erzählen konnten. Die tanzen konnten. Und von überall her kamen andere Leute hinzu, die mittanzen wollten. Ich weiß auch, dass das vorbei ist, irgendetwas ist geschehen. Ein Feuer.
Aber jetzt sind wieder Menschen da, die Geschichten erzählen wollen. Wir. Geschichten von vier Feen, die ein altes, verbranntes Haus fanden, dessen Wände von spektakulösen Zeiten flüsterten und sie wünschten sich, solche Zeiten selbst zu erleben. Vier Feen, die eine Kiste mit alten Bildern fanden. Die Gesichter auf diesen Bildern begegnen uns nun immer wieder, auf beiden Seiten. Sie sind jetzt älter und zerbrochen. So viel anders als damals, in der Nacht, als ich euch alle gesehen habe. Und ich weiß, dass wir manche Gesichter niemals anders kennen werden, als so, wie sie auf den Fotos zu sehen sind.
Das alles macht mich traurig. Vielleicht schreibe ich dir auch deshalb, weil es mich so traurig macht. Es tut mir so leid, was euch passiert ist, was mit dieser Stadt und ihren Leuten passiert ist.
Wir können nicht rückgängig machen, was geschehen ist, aber wir können das, was übrig blieb, wieder aufbauen. Es wird nicht wieder genau so wie früher, das weiß ich, aber es kann wieder groß werden. Spektakulös. Wir können die Wochenenden wieder in Träume verwandeln und die Leute dazu bringen zu tanzen. Ich hoffe, dass wir dieses Gefühl, das ich hatte, als ich in jener Nacht unter euch sein durfte, wieder aufleben lassen können, denn seitdem kann ich an nichts anderes mehr denken. Und es kann nicht alles davon verschwunden sein. Nicht, wenn wir es nach so vielen Jahren wieder fühlen konnten.

Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder. Ich freue mich darauf, dich kennenzulernen, Kubi, und ich hoffe, du kannst uns dabei helfen, diese Stadt wieder zu Leben zu erwecken. Denn daran glaube ich ganz fest – dass wir das können und werden, und ich wünsche mir, dass du dabei bist.

Ronja
28.07.2015 00:12
*schnüff* Ach wär das schööön!
28.07.2015 12:44
That is the fucking spirit!
Voll schön!
Toni (Gast)
28.07.2015 14:57
*blinzel* Nein, das war gerade keine Gefühlsregung... *räusper*
Über so was bin ich doch erhaben :)
28.07.2015 23:26
Diese Feenscheiße ist nicht gut für Toni.
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