Damián
06.07.2015
Änn
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Die Situation geriet mit unglaublicher Schnelligkeit außer Kontrolle. Zorn und Eifersucht wallten in ihm auf, wie Gischt, die von einem Sturm gegen Felsen gepeitscht wird. Sein Verstand setzte aus. Mit unglaublicher Kraft warf er sich gegen die Gestalt. Für einen Augenblick sah er die Überraschung in den Augen des Anderen, ehe er ihn von den Füßen riss. Im nächsten Moment war er über ihm und wütete mit Händen und Worten. „Das hättest du nicht tun sollen! Sie gehört nicht dir!“ Nur am Rand nahm er die Schreie wahr, aber das hielt ihn nicht davon ab, sein verheerendes Werk fortzusetzen. Sein Gegner wehrte sich nicht. Später sollte er sich fragen, wie es ein schmächtiger 14-jähriger es geschafft hatte, einen mindestens doppelt so alten und nicht minder schweren Mann umzuwerfen. Doch seine Raserei machte ihn im Augenblick blind für derlei Gedanken. Es war der Schlag, der ihn zurückholte, so heftig, dass seine Lippe augenblicklich zu bluten begann. Er schaute auf und sah in das Gesicht seiner Mutter, die ihn von einem ihrer besten Kunden trennte.

Schnellen Schrittes betrat er den Speisesaal und schaute sich um. Er hatte sich den ganzen Tag nicht blicken lassen und inzwischen griff die Dämmerung in langen Schatten über die Tische. Sofort entdeckte er Nolan. „Mylord, könnte ich einen Augenblick mit Euch sprechen?“ Seine Stimme war überraschend ruhig, doch das leichte Funkeln in seinen Augen durfte dem jüngsten Trevelyan nicht entgangen sein. Zumindest huschte für einen Moment der Ausdruck von Besorgnis über sein Gesicht, ehe er sich erhob.
„Hast du mit Tess geredet?“, fragte er draußen. Damián schaute sich nur kurz um und griff dann nach seinem Arm. „Komm.“ Die Vorratskammer, die er sich für ihr Gespräch ausgesucht hatte, war ziemlich geräumig, aber schließlich war das hier eine altehrwürdige Burg. Damián blickte sich kurz um. „Setz dich.“, rief er und konnte das Zögen spüren. „Damián... was soll das hier werden? Wenn du mir was zu sagen hast, mach es lieber gleich.“ Er fand, was er gesucht hatte und drehte sich wieder in Nolans Richtung. „Setz dich.“ Um ihm ein wenig die Befangenheit zu nehmen, suchte er sich selbst einen Platz und blickte auffordernd zu ihm hoch. Als Nolan unentschlossen folgte, holte Damián die Becher aus seiner Tasche, stellte sie vor sich ab und schenkte ein.  „Trink.“ Er selbst leerte den Becher in einem Zug und nach einem kurzem Stirnrunzeln tat es Nolan ihm gleich. Er schenkte nach. „Trink.“  „Wir sollten wirklich...“ Damiáns schwarzen Augen zogen sich zusammen. „Ich hab gehört, dass du jetzt ein Mann bist, also hör auf dich wie eine Jungfrau zu benehmen und trink!“ Diesmal war da kein Zögern, als Nolan zum Becher griff. Das Getränk, was er im Regal gefunden hatte, war stark und brannte sich in einer angenehmen Wärme den Rachen hinunter. „Ich will eigentlich nur eine Sache wissen: Hat sie dir vorher gesagt, dass wir... nun ja, jetzt ein … Paar sind?“ „Nein ich hatte ehrlich keine Ahnung. Ich dachte, sie hätte mit dir darüber gesprochen. Ansonsten hätte ich sie wohl nicht gefragt.“ Zum ersten Mal huschte ein schiefes Lächeln über Damiáns Gesicht. „Wir wissen doch beide, dass du sie liebst. Hättest du dir die Gelegenheit wirklich entgehen lassen?“

Grade hatte er sie noch angeschaut und im nächsten Moment lag er auf dem Boden. Schon tauchte Yaras Gesicht über ihm auf. „Damián, alles in Ordnung bei dir?“ Er lächelte sie an. „Alles in Ordnung.“ Zart strich sie ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht und betrachtete ihn. „Weißt du, ich hab dich auch vermisst", sagte sie und beugte sie sich noch ein wenig tiefer und küsste ihn.Ohne groß darüber nachzudenken reagierte sein Körper.
Als sie sich keuchend wieder löste, zog er sie neben sich und schloss sie in die Arme. Er konnte ihren Herzschlag spüren und in diesem Augenblick fühlte er sich etwas weniger elend. Lange lagen sie einfach nur so da, ehe sie leise flüsterte: “Liebst du mich?“ Seine Antwort kam schnell, als wäre es eine Wahrheit, die er immer schon gewusst hatte. „Ja... Aber nich' so wie du's verdienst.“  Sie schwieg, doch als er sich zu ihr drehte, sah er stumme Tränen über ihre Wangen laufen. „Es tut mir leid.“ Yara lächelte schwach und wischte sich übers Gesicht. „Schon in Ordnung. Mir bleibt diese Nacht.“


Er füllte die Becher erneut. „Ich meine, letztendlich war es nicht sonderlich überraschend. Sie hat es doch schon seit Ewigkeiten angedroht, dass sie dir diese eine Nacht schenkt.“ Er betrachtete den jungen Lord, der in Kürze den Platz als Herzog von Weiden einnehmen würde. Selbst, wenn er ihm die ganze Sache mehr übel genommen hätte, wusste er, dass er ihn nicht hassen konnte. Dafür empfand er viel zu großen Respekt und Bewunderung für Nolan. Außerdem war er zuerst da gewesen. Er war der Grund gewesen, warum Tess nach Ferdok zurück gekehrt war. Er war derjenige gewesen, zu dem sie Nähe und Vertrauen aufbauen konnte. Mehr als ein Mal hatte er versucht, Tess davon zu überzeugen, dass ihre Beziehung zu Nolan bedeutsam war. Eine Tatsache, die ihm damals einen seltsamen Stich versetzt hatte, denn was waren sie im Gegensatz dazu schon gewesen? Zwei Menschen, die ein paar Mal miteinander geschlafen hatten, ohne dabei allzu sehr Anderes zuzulassen. Inzwischen hatte sich das geändert. Er wusste, dass sie ihn liebte und zwar nur ihn. Und er liebe sie. Jegliche Unsicherheit war verschwunden. „Ich bin ja vermutlich nicht ganz unschuldig, dass es bei euch nicht schon eher passiert ist, weil ich mich einfach dazwischen gemogelt hab.“ Er lächelte Nolan etwas Schuldbewusst an. „In gewisser Weise sind wir dadurch vielleicht endlich quitt?“ Er hob den Becher um mit Nolan anzustoßen. „Auch wenn ich natürlich ein wenig enttäuscht bin, dass du mein Angebot nicht  angenommen hast.“ Er zwinkerte.
„Du warsd alsso wirklich die ganse Zeid nicht böse?“, fragte Nolan zum wiederholten Mal. Sie hatten sich inzwischen draußen ein ruhiges Fleckchen gesucht und blickten die Burgmauern hinab. Das Zeug hatte ihnen längst die Zunge schwer gemacht. Damián schüttelte vehement den Kopf. „Wär' blöd gewesen, wenn das bei ihr was geändert hätt' … also für mich jedenfalls.“ Er grinste schief. „Aber so regeln wir das einfach wie Männa, trinken einen zusammen und vergessen die Sache. Wir hätt'n uns auch auf die Fresse haun könn'... aber ich dacht', das wär' von uns beiden nich' so das Ding. Also stoßen wir einfach auf den baldigen Bräutigam an, der bestimmt ein fantastischer Ehemann wird!“

„Wo warst du den ganzen Abend?“ Sie lag bereits im Bett und wartete auf ihn. „Hatte auch meinen Spaß mit Nolan!“ Sie hob schmunzelnd eine Augenbraue. „Ach ja? Inwiefern?“ Er grinste breit, als er sich umständlich die Stiefel auszog. „Nich' so wie du natürlich. Dazu liebt er mich einfach nich' genug. Aber, wer weiß. Vielleicht kommt das noch.“ Lächelnd ließ er sich neben Tess fallen. „Wovon redest du überhaupt Vögelchen?“, fragte sie amüsiert. „Naja, Nolan überlegt, wieder abzuhauen und mit uns zu kommen. Ich hatte ja nur die Idee ins  Arbeitszimmer seines Vaters einbrechen und was zu klauen, aber du weißt ja: Nolan is' ein Rebell." Nachdenklich hielt er inne. "Anderseits glaub' ich, dass er's sich morgen früh wieder anders überlegt. Und das ist gut so.“ Sie begann belustigt mit seinen Haarspitzen zu spielen. „Ach ja und wieso?“ Liebevoll strich er ihr über die Wange. „Ganz einfach: Weil ich dich liebe und gern ganz für mich hätte.“
Tess (Gast)
06.07.2015 23:52
Männer... also wie Tess sowas handhaben würde ist in einem der Blogs ja nachzulesen ^^ aber an sich natürlich gut wenn sie es so regeln. Einfach mal auf die neue Brüderlichkeit anstoßen.
07.07.2015 12:20
Nolan ist ein Rebell! Nolan ist ein Rebell! Da, jemand hat es gesagt!
Betrunkene Männerfreundschaft ist toll.
Und ich stelle mir vor, wie es ausgesehen hätte, wenn Damián und Nolan sich geprügelt hätten...
07.07.2015 14:31
Das wäre super geworden ;)

Und natürlich ist Nolan ein Rebel, vor allem nach dem letzten Blog.
Rock 'n' Roll-Lord!
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