Damián
29.05.2015
Änn
Kommentare: 1
Draußen verklang gerade das Klirren der Waffen, als die letzten Kämpfe abflauten. Doch das war Draußen. Die Welt im Zelt gehörte ganz ihnen. Er spürte ihre Wärme, als er sie näher zu sich zog und ihr tief in die Augen sah. „Du verdienst ein langes, glückliches Leben. Das verdienen wir beide.“ Sie seufzte tief. „Ein langes Leben... daran habe ich nie geglaubt.“ Erst heute früh hatte sie ihn an dieses Gespräch erinnert. Seltsam woran man dachte, wenn man starb...

Damiáns Gesicht verzog sich zu einem mahnenden Widerspruch. Der Typ war unglaublich! Um trotzdem ruhig zu bleiben, spielten seine Finger mit einem Ring. Dem Ring seiner Mutter, der heute Abend endlich eine neue Besitzerin finden würde. Das war der einzige Gedanke, der ihn noch bei Laune hielt. „Was ist den daran so schwer zu kapieren? Wir können die Handelsschiffe von Belario nicht alleine angreifen, ihr könnt es genauso wenig. Also ziehen wir das zusammen durch.“ Wütend starrte er die lächerliche Mütze von diesem verdammten Kapitän Aleyn an und stellte sich vor, was er für ein Gesicht machen würde, wenn er sie ihm einfach vom Kopf schlug. „Ja gut, aber die Prise muss 50:50 geteilt werden! Nicht 70:30. Das ist nicht gerecht.“ Damián verdrehte die Augen, ehe er zur gefühlt tausendsten Erklärung ansetzte. „Das ist gerecht. Wir haben euch überhaupt erst auf die Route aufmerksam gemacht. Und wir werden die ganze Arbeit machen. Die Schwinge ist viel schneller als eure Windrose, deswegen werden wir den längsseitigen Angriff vornehmen, um ihnen den Weg abzuschneiden. Das bedeutet volle Angriffsfläche für ihre Kanonen und mehr Risiko für meine Leute. Im Angesicht des Todes haben sie also eine ordentliche Belohnung verdient!  Ihr müsst den Weg nur von hinten zumachen und bleibt außer Schussweite!“ Der Kerl holte wieder zu einem verdammten Aber aus. Damián stand auf und schlug wütend auf den Tisch. „60:40. Und damit bin ich sehr großzügig. Das ist mein letztes Angebot. Du solltest es besser annehmen, weil dir sonst das Geschäft deines Lebens durch die Lappen geht, wenn ich mir jemand anderes für die Aufgabe suche.“ Er blicke dabei vor allem zu Aleyns Männern, die seine Worte sichtlich unruhig machten. Sollte er es doch versuchen, sich ihren Unmut über die vertane Chance zuzuziehen. „Haben wir eine Abmachung? Ansonsten gibt es da nämlich jemanden, der auf mich wartet und bestimmt bald die Geduld verliert.“ Aleyns Mund verzog sich zu einem Grinsen. „Hab schon von dem Weib gehört, unter dessen Fuchtel du angeblich stehst.“ Damián lächelte schief beim Gedanken, wie Tess inzwischen schon längst an die Decke gegangen wäre. „Hast du das, mein Freund? Nun, leider missverstehst du mich. Das war eine Drohung. Denn auch wenn ich inzwischen selbst kurz davor bin, wird sie dir garantiert dein Leben zur Hölle machen, wenn du weiter meine Zeit verschwendest.“

Ein Zimmer weit entfernt von dem Chaos der Rückeroberung. Ihr Geruch in seiner Nase, als er sie in ihrem Nacken vergräbt. „Was meinst du damit... wenn du gestorben wärst?“ Ihre Worte versinken fast in einem Raunen. „Für einen Moment hatte ich auch Angst, du würdest es...“ Ja, das hätte passieren können, hatte er gedacht. Stattdessen schaut er ihr  in die Augen und formuliert eine unsichere Antwort, die er mit einem Lächeln überspielte. „Versprochen ist Versprochen.“ Wieder dieses bedauernde Seufzen, wie Stunden zuvor. „Wir wissen beide, dass das ein Versprechen ist, dass keiner von uns halten kann...“

„Hey, du hast da was vergessen.“ Langsam drehte sich Damián wieder um, genervt von dem, was der andere Kapitän jetzt noch zu sagen hatte. In Aleyns Hand blitzte sein Ring. Er musste ihn bei seinem Vortrag fallen gelassen haben. Er streckte die Hand aus, damit der Kerlihm den Ring zurückgeben konnte. Doch der schloss seine Finger darum und grinste nur. „50:50!“ Das war der Punkt, an dem Damián die Geduld verlor. Dieser Ring sollte ein Versprechen besiegeln. Jetzt wurde es persönlich. Er würde diesem Idioten schon sein verdammtes Grinsen aus dem Gesicht wischen.

Er konnte nicht sagen, welcher Streich ihn schließlich erwischte. Die anderen hatten auch ordentlich was abbekommen, doch plötzlich geriet seine Welt ins Wanken. Er sank auf die Knie und betrachtete verwirrt, wie das Leben aus ihm herausfloss. Nein. Es konnte noch nicht zu Ende sein. Nicht jetzt. Nicht hier. Nicht ohne sie. Sie hatten viel zu wenig Zeit gehabt.

Eng verschlungen lagen sie in dieser Sommernacht zusammen, während die Grillen draußen zirpten. Liebevoll beugte er sich über sie und setzte zu einem Kuss an. „Wir haben alle Zeit der Welt“, sagte er. Ihre Antwort war ein lautloses Flüstern, als die Welt um ihn herum langsam schwarz wurde. „Nicht ganz...“
30.05.2015 00:02
Mimimi....diese Zitate sind hoffentlich nur in der Fiktion ein Omen und nicht in der "Realität". Tess ist ein so furchtbar negativer Mensch.... ich glaube es wird Zeit für einen Happy End Blog nach soviel Tragik. *schnüff*
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