Once
21.03.2014
Änn
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Von ihrem erhöhten Standpunkt aus hatten sie einen perfekten Blick auf die beiden Gegner. Der Eine war eindeutig ein Zete. Gesicht und Arme waren mit selbst beigebrachten Stammesnarben verziert. In seine langen Haare waren Federn geflochten, die sanft im Wind hin und her tanzten. Über der langen, wallenden Robe trug er Panzerung. Der Andere war weniger leicht zuzuordnen. Seine Haare waren kurz geschoren. Dafür trug er in den Ohren eine Menge Schmuck aus Knochenresten und Metall. Seine Kleidung war eher unauffällig. Einzig die schwarze Weste verriet, dass er im Kampf nicht ungeschützt war. Vielleicht war er ein Piroi oder Ryda, vielleicht aber auch ein Freier. In seiner Hand hielt er eine 'Flinte – altmodisch aber gemein. Der Zete hatte eine Pistole auf seinen Gegner gerichtet.
Melchior neben ihm regte sich kaum merklich. „Also, wer von Beiden wird das Duell nicht überleben?“ Keane starrte auf sie herab. In seinem Kopf blinkten die Fakten in schneller Folge auf: Panzerung, Waffen, Alter, Entfernung, Erfahrung. Lange hatte er damit verbracht, die Zeichen lesen und deuten zu lernen. Gerade wollte er etwas sagen, da sah er Etwas in ihren Augen, dass ihn umstiimte. „Der Zete“, flüsterte er. Melchior zeigte, wie üblich, keine Reaktion auf seine Einschätzung. Schon fielen die Schüsse. Einen Augenblick lang dachte Keane, keiner von Beiden hätte getroffen. Doch dann sank einer der Körper langsam zu Boden. Es war der Zete! In seinem Inneren jubelte es. „Still, Junge!“, zischte Melchior, als könne er seine Gedanken hören. „Sobald der Andere weg ist, gehst du und holst es.“
Es war ein langer Abstieg den Schrott' runter bis zur Leiche. Immer wieder lockerten sich Trümmer unter seinen Füßen. Einmal wäre er fast in die Tiefe gerutscht. Als er endlich am Ziel war, hielt er einen Moment inne. Einmal um tief Luft zu holen, aber auch, weil er lauschte. Hatte der 'lebende seine Kletteraktion bemerkt? Hatte er Andere aufgescheucht?  Doch alles war still – bis auf den Wind der immer durch die 'Öde strich. Vorsichtig beugte er sich zu dem Toten herunter. Aus der Nähe betrachtet, war er älter, als er zunächst gedacht hatte. Aus den Tiefen seines Mantels holte Keane das Glas und schraubte den Deckel auf. Ein kurzes Stoßgebet, dann legte er dem Toten die Hand auf die Brust und sprach die Worte.
Es passierte nichts.
„Verdammt.“ Er schloss die Augen und versuchte sich ganz auf den Anderen einzustellen. Nichts zu denken. Eine Ewigkeit schien zu vergehen. Gerade wollte er sich geschlagen geben und die Hand wegziehen, als er endlich die Wärme spürte. Er öffnete die Augen und betrachtete das sanfte Licht, dass leicht über seinen Fingerspitzen schwebte. Schnell verschloss er es im Glas, bevor es davon schweben konnte. Dann schob er die Augen des Zeten zu und legte ihm das Fährgeschenk auf die Brust, genau wie Melchior es ihm gezeigt hatte.

Der Rückweg zu ihrer Höhle war genauso still wie immer. Kein einziges Wort des Lobes kam aus dem Mund von Keanes Lehrmeister. Er hatte sich in der Zeit, in der er jetzt schon bei ihm war, daran gewöhnt. Aber es gab Tage, da sehnte er sich nach etwas Zuspruch. Gerade heute, nach diesen langen, harten Training und seinem ersten Erfolg. Einzig das kurze Nicken, als Melchior das Glas entgegen nahm, konnte er mit viel Wohlwollen als Anerkennung deuten. Resigniert legte sich der Junge in der Höhle schlafen, während der H'tea wie üblich mit dem Licht verschwand.

„Junge, wir müssen los.“ Es war mitten in der Nacht, als Keane von Melchior geweckt wurde. Er hatte von seiner Zeit in der Stadt immer noch einen leichten Schlaf und war sofort hellwach. Er rieb sich die Augen und während er noch etwas wackelig aufstand fragte er: „Wohin?“. Als Antwort legte der H'tea ihm lediglich seinen Mantel um und schob ihn Richtung Ausgang.
Und schon waren sie unterwegs. Wie immer schien Melchior genau zu wissen, wo es hinging. Nicht ein einiges Mal hielt er inne, um sich zu orientieren, geschweige den sich zu versichern, dass der Junge ihm folgte. Ewig waren sie  unterwegs und durchquerten die Trümmer. Als der dunkle Himmel ein etwas helleres Grau annahm, erreichten sie die neue Natur. Mit einem Herzschlag wurde Keane klar, dass er sich noch niemals in seinem Leben so weit von der Stadt entfernt hatte. Doch ihre Reise ging unbarmherzig weiter. Sie liefen immer noch, als der Stand der grauen Sonne am höchsten war. Inzwischen säumten schwarze Felsen ihren Weg. Nach einer Weile stellte Keane erstaunt fest, dass aus  einigen von ihnen monströse Gesichter hervor starrten. Andere Felsen glichen glänzenden Maschinenteilen und Schutt. Bei ihrem Anblick lief es ihm kalt den Rücken herunter. Er wandte sich ab und konzentrierte sich auf den Weg. Trotzdem lag weiterhin das Gefühl von tausend bösen Augen, die ihn beobachteten, auf ihm.

Es begann schon wieder dunkel zu werden, als sich schließlich ein Tal vor ihnen ausbreitete. Die Stadt, die sich an seine Hänge schmiegte, war ein Scherbenmeer. Von den grauen Betonhäusern waren nur rohe Skelette geblieben. Von überall stieg dicker schwarzer Qual auf und machte die Luft noch unerträglicher. Die Sonne war hinter den Schwaden nahezu verschwunden. „Willkommen in Srigar“, sagte Melchior. Keanes Herz zog sich zusammen. Die Stadt der Toten, dachte er. Er hatte viele Geschichten über diesen Ort gehört. Erinnerungen von Feuern um die seine Geschwister und er saßen, während sie den Erzählungen ihres Vaters lauschten, stiegen in ihm auf.
Als sie weiter vorangingen, erkannte er nun in den Wesen aus Stein die legendären Tempel der Industriealisten. Einst hatte man sie erbaut um heute vergessene Götter zu huldigen. Macht und Reichtum hatte Siegfried sie genannt. Nun waren sie aus dieser Welt verschwunden und alles was blieb, war ein Fried' aus Steinen. Es war gespenstisch still. Selbst die Tiere und Pflanzen schienen einen großen Bogen um diesen Ort zu machen. War also wollte Melchior hier?

In der stockschwarzen Finsternis wurde es immer schwieriger, die geborstenen Mauern, aufgerissenen Straßen und zerstörten Häuser zu passieren. Inzwischen stolperte Keane mehr, als das er ging. Gerade wollte er seinen Meister um eine Pause bitten, als der abrupt anhielt. Er legte einen Finger auf den Mund und bedeutete Keane, sich hinter einem Felsen zu ducken. Jetzt hörte der Junge es auch. Irgendwo aus der tiefen Schwärze schwappten Stimmen zu ihnen herüber. Langsam und so leise wie möglich tasteten sich die Beiden in die Richtung, aus der sie kamen. Schließlich tauchte ein Feuerschein aus dem Dunkel vor ihnen auf. Fünf Männer saßen um die Wärme. Sie trugen grobe Kleidung aus Leder und Fellen. Keane hatte noch nie einen Stamm mit solcher Kleidung gesehen. Bei sich hatten sie große schartige Äxte und einer von ihnen trug sogar ein Schwert. So wie es aussah teilten sich sich gerade ein 'kohltes, mageres Tierchen. „Wird Zeit, dass wir aus dieser verdammten Öde raus kommen,“ sagte einer von ihnen gerade. „Immerhin haben wir jetzt unser Opfer. Das wird den großen Xan milde stimmen.“ Keane drehte sich zu Melchior und formte stumm die Worte: Was sollen wir tun? Mit einem Kopfrucken deute sein Meister in eine Richtung etwas abseits vom Feuer. Erst jetzt fiel Keane das Mädchen auf.
21.03.2014 15:34
Cooler Shit!
Du musst ein Kompendium herausgeben, in dem steht, welche Stämme es gibt und was die so einzeln ausmachen. Aber wie ich Dich kenne, hast Du sowas eh schon zusammengestellt.
23.03.2014 12:04
Nee, da habe ich mir bisher noch gar keine Gedanken macht. Das kommt erst dann, wenn ich darüber schreibe :)
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