Haylee
17.09.2012
Änn
Kommentare: 2
„Is your secret safe tonight?
And are we out of sight?
Or will our world come tumbling down?”

[Muse - Resistance]

5. Oktober 2007:  Final Ligure, Italien
Von Außen hatte es trostlos gewirkt, in die Jahre gekommen und überholt. Um so mehr beeindruckte das moderne Innenleben des Gebäudes. Im Augenblick war es hier ruhig  und menschenleer. Niemand sah, wie er gemütlich schlendernd den Gang entlang ging und dabei mal nach links, mal nach rechts durch die Scheiben der Türen blickte, die sich hier aufreihten.
Schließlich erreichte er das Zimmer, zu dem sie ihn geschickt hatten. Sein Körper straffte sich. Er kniff die Auge zusammen und betrachtete die Person, die im Raum dahinter zu sehen war. Konnte sie es wirklich sein? Oder war er wieder einer falschen Spur gefolgt? Seine innere Spannung stieg. Dies war die letzte  Spur die noch übrig blieb. Wenn sie sich nicht als Treffer erwies, konnte er auch gleich das Handtuch werfen.  Er schaute prüfend auf seine Uhr. In einer Minute würde sich der Gang mit einer durcheinander tobenden Menge füllen. Er beobachtete wie der Sekundenzeiger seiner Uhr langsam gen 12 tickte. Ein Klingeln erschallte. Schüler stürmten aus den Klassenzimmern, aber er blieb stehen, während ihn die Menge umfloss. Seine Augen waren starr auf den Grund seines Besuches gerichtet.
Als der entgegenkommende Strom abebbte und die Frau endlich allein im Zimmer war, ging er langsam auf sie zu. „Violetta Natta?“ Die Frau am Lehrerpult sah von ihren Unterlagen auf. Nur für den Bruchteil einer Sekunde war eine Riss in ihrer Fassade zu sehen, doch er wusste Bescheid. „Ich würde mich gerne mit Ihnen unterhalten. Und ich denke, ein anderer Ort wäre dafür geeigneter.“ Sie nicke langsam.

„Wie hast du mich gefunden?“ Sie saßen in einem kleinen Café am Hafen. Die vorbeischlendernden Touristen trugen zu einer belebten Geräuschkulisse bei, so dass sie nahezu ungestört reden konnten. „Du hast es uns weiß Gott nicht leicht gemacht. Es ist, als wärst du vor drei Jahren spurlos verschrunden. Selbst Tanju konnte nirgendwo etwas verwertbares entdecken. Es war uns schnell klar, dass du unter einer neuen Identität lebst und außerordentlich gründlich hinter dir aufgeräumt hast. Alle Achtung.“ „Der Plan war, Situationen wie diese zu vermeiden. Ein für alle Mal raus aus der Sache zu kommen, ein neues Leben anzufangen. Aber meine Bemühungen haben scheinbar nicht viel genützt. “ Die Frau, die sich Violetta Natta nannte, verschränkte die Arme. Ihr gegenüber wirkte etwas nervös. „Nun ja, ich muss gestehen, ohne etwas Hilfe hätten wir dich wirklich nie gefunden. Er hat uns letztendlich den Tipp gegeben, wegen dem ich nun hier bin.“ Ihr Gesicht verdüsterte sich. „Was hat er gesagt?“ „Oh, es war eine Kleinigkeit. Dass deine Kreativität trotz deiner Brilianz gelegentlich zu wünschen übrig lässt. Ich meine ja, das wissen wir beide. Also war der Tipp, es in dem Feld zu versuchen, in dem du dich wirklich auskennst. Und jeder weiß, dass dir vor allem deine Arbeit etwas bedeutet. Dieser Hinweis brachte mich auf die Idee und ich begann all deine alten Arbeiten durchzusehen... Bis ich schließlich auf einen kleineren Artikel von 1994 im Chemical Society Reviews stieß... “ „Zu Giulio Nattas und Mario Farinas Struktur und Verhalten von Molekülen im Raum... Ich verstehe. Ich scheine es euch zu einfach gemacht zu haben.“ „Einfach war es wohl kaum, wir mussten viele Spuren verfolgen und nachgehen. Ich bin auf ausgesprochen viele lose Enden gestoßen und war mir bis eben nicht einmal sicher, ob ich dich überhaupt finden würde. Ich konnte nach zei Nachnamen suchen und ihn mit allen erdenklichen Vornamen kombinieren. Keine seltenen Nachnamen.  Wusstest du zum Beispiel, dass es in dieser Gegend außergewöhnlich viele Menschen mit dem Namen Natta gibt? Ich bin jetzt hier, weil ich deine Akte sehr genau kenne. Der Vorname, den du gewählt hast, hat dich in diese Situation gebracht... Aber ganz ehrlich, ich hätte dich gerne in Ruhe gelassen. Wirklich. Aber Fakt ist, wir brauchen dich. Wir sind an einer riesigen Sache dran und ich kenne keinen anderen Menschen auf der Welt, der über deine Fähigkeiten verfügt.“ Sie hatte die Augen geschlossen und massierte sich die Schläfen. Lange sprach keiner der beiden. „Er ist dabei, oder? Weißt du, dass ich wegen ihm momentan versuche ignorante Bälger in etwas zu unterrichten, was sie einen Scheißdreck interessiert. Etwas dass mir aber sehr wichtig ist. Und das mache ich, weil dank ihm jede andere Möglichkeit meine Arbeit fortzuführen schlichtweg nicht existiert. Er hat mir mein Leben, meine Zukunft zerstört. Deshalb glaube ich nicht, dass du je wieder mit mir rechnen kannst. Ich will ihn unter keinen Umständen der Welt wiedersehen.“ „Das verstehe ich, aber ich mach dir bitte bewusst, dass ich dir eine Möglichkeit geben könnte, wieder richtig zu Arbeiten, deine Forschung zu betreiben. Und außerdem glaube ich, dass du nicht einfach absagen wirst, bei dieser Sachlage. Wie bereits erwähnt, kenne ich deine Akte.“ Bei diesen Worten legte er ihr einen Briefumschlag auf den Tisch „Ich denke, ich muss dir nicht sagen, dass du diese Informationen sofort vernichten sollst,  sobald du sie gelesen hast. Du weißt, wie du mich erreichen kannst...Übrigens, du siehst sehr gut aus.“ Lächelnd stand er auf und ging ohne ein weiteres Wort. Das Geld für seinen Espresso lag auf dem Tisch.

„Verdammte Scheiße!“ Sie starrt wie gebannt auf den kleinen Zettel aus dem Umschlag. Er hatte ihr nicht zu viel versprochen. Sie barg ihren Kopf in den Armen und dachte schnell nach. Dann stand sie auf und entfernte sich von dem Getümmel. Dabei wählte sie eine Nummer auf ihrem Handy. „Liam Bonnet am Apparat.“ „Hallo, Liam hier ist … ach Fuck... Hier ist Haylee.“ Eine kurze Pause, dann:„Ich frage jetzt besser nicht, woher du die Nummer hast. Also was ist los?“ „Wir sollten uns so schnell wie möglich treffen. Sie haben mich gefunden“


12. Mai 2000, Peterborough Prison, Groß Britannien
Als sie in das Verhörzimmer geführt wurde tastete ihr Blick ihn kurz prüfend ab.Ein Lächeln huschte ihr übers Gesicht, als sie sich setzte.  „Haylee St. James, richtig?“  „Genau die. Und mit wem habe ich das Vergnügen?“ In ihrem Ton schwang etwas Belustigtes mit. „Oh Verzeihung, natürlich. Mein Name ist Liam Bonnet. Ich bin Beamter bei Europol. Ich würde gerne eine abschließende Befragung mit Ihnen durchführen.“ Sie nickte langsam. „Aber natürlich Mister Bonnet. Würden Sie mir jedoch vorher eine Frage erlauben? Meines Wissens kann Europol die Strafverfolgung begleiten und und sich auch an Verhören beteiligen. In meinem Fall liegt aber bereits eine Verurteilung vor, von einem Gericht dieses Landes, dessen Staatsbürgerin ich bin. Es verwirrt mich also etwas, warum Europol sich immer noch für meinen Fall interessiert.“ Sie unterbrach sich kurz und schien ihre nächsten Worte genau abzuwägen. “Ich kenne Sie aus dem Gerichtssaal.  Sie waren jedem einzelnen Verhandlungstag anwesend. Haben immer in der vorletzten Reihe gesessen.
Die Frage ist also, warum sind sie wirklich hier, nicht wahr. “ Ihre grünen Katzenaugen blitzen. Der Scharfsinn dieser Frau beeindruckte ihn. Und eben dieser Eindruck war es der ihn hier her geführt hatte. Etwas an dieser Frau, ihrem ganzen Fall hatte sein Interesse erregt und sein Inneres in Aufruhr versetzt. Und zwar so sehr, dass er letztendlich den einzigen Ausweg darin sah, sich einmal persönlich mir ihr zu unterhalten. Er lächelte. „Sie sind gut, genau das ist die Frage.“
18.09.2012 10:34
Und wann können wir mit dem nächsten Teil rechnen?
27.09.2012 21:09
Wer hat sie gefunden? Und warum? Und was ist passiert?
Und vor allem: Wie gehts weiter? :)
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