Rogonn Kupferberg
05.02.2013
Sonnata
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Rogonn schaute zunächst nicht von seinem Dokument auf, als seine Wachen den widerstrebenden, gefesselten Mann hereinführten. Erst, als er vor seinem Schreibtisch stand, sah er ihn an.
"Laßt ihn los."
Die Arme des Mannes wurden frei gegeben, aber seine Hände waren noch immer hinter seinem Rücken gebunden.
Rogonn stand auf und ging gemächlich um den Schreibtisch herum, den Gefangenen immer im Blick. Als er sprach klang seine Stimme gelassen, beinahe beläufig.
"Was du getan hast, hat mich verärgert." Er wartete einen Moment und baute sich vor dem anderen Mann auf, der starr geradeaus schaute, als sei er gar nicht da. Daß er Rogonn außerdem ein wenig überragte, ärgerte diesen für einen Augenblick.
"Wir hatten eine klare Absprache. Es gab nichts mißzuverstehen, du wußtest genau, was ich wollte. Und trotzdem hast du dich nicht daran gehalten."
Er musterte sein Gegenüber für einen Moment, aber der schaute weiter blicklos geradeaus.
"Du weißt, daß ich dir das nicht durchgehen lassen kann."
Wieder keine Reaktion.
"Ich weiß, warum du das getan hast." Rogonn wandte sich ab und begann, einmal um den Mann herum zu gehen.
"Aber das ist keine Entschuldigung. Ich kann es dir nicht durchgehen lassen, daß du mir auf der Nase herumtanzt. Das wird Konsequenzen haben. Konsequenzen, die dir nicht gefallen."
Rogonn stellte sich wieder vor ihn hin.
"Wenn du für mich arbeitest, dann erwarte ich, daß du meinen Anweisungen folgst. Solltest du mit meinen Anweisungen nicht einverstanden sein, dann führst du trotzdem deinen Auftrag aus. Und zwar führst du ihn genau so aus, wie ich es dir gesagt habe."
Rogonn nickte beiläufig.
"Ich weiß, er war dein bester Freund. Ich weiß, daß du weißt, wer für seinen Tod verantwortlich war. Ich weiß das auch. Aber ich habe Pläne. Ich weiß mehr als du, und daher mußt du sehr genau auf mich hören, ist das klar? Wenn du das nicht kannst, dann gefährdest du meine Geschäfte, meine Pläne und meine Kontakte zu anderen wichtigen Leuten. Und dann kann ich dich nicht gebrauchen."
Wieder begann Rogonn, den Gefangenen zu umrunden.
"Was mache ich mit Leuten, die ich nicht gebrauchen kann?"
Rogonn machte eine Pause, damit auch der andere über diese Frage nachdenken konnte.
Schließlich fuhr er fort: "Du weißt viel über uns. Zu viel. Ich kann nicht zulassen, daß du am Ende noch mit den falschen Leuten zusammen arbeitest."
Rogonn kam vor dem Gefangenen zum Stehen und verschränkte die Arme.
"Du hast Glück. Du hast keine Ahnung, was für ein verdammtes Glück du hast. Daß du meinem Bruder ein guter Freund gewesen bist, macht mich anscheinend sentimental. Er hat für mich gearbeitet, das weißt du. Er ist fort. Jemand muß seine Aufgaben übernehmen. Jemand, dem ich vertrauen kann."
Rogonn machte eine bedeutsame Pause.
Nur die Augen des Mannes bewegten sich, als sein Blick zu Rogonn herüber glitt.
Sieh an, dachte Rogonn, jetzt habe ich wohl doch deine Aufmerksamkeit?
"Ich werde dich verstoßen müssen. Du wirst auf Kupferberg'schem Land keine Unterstützung bekommen. Meine Leute haben Befehl, dich wie einen Fremden zu behandeln. Du wirst in den Wäldern leben, die Bree umgeben. Ich gebe dir ein paar Männer mit. Du wirst versuchen, dort so gut es geht zu überleben und ich werde ignorieren, daß du da bist. Genau wie ich, hast du den Mann gesehen, der das Geld für den Mörder meines Bruders bekam. Beobachte ihn. Kenne ihn. Kenne seine Verstecke, seine Geschäfte, seine Methoden. Er ist jetzt dein neuer Rivale. Auf ihn richte all deine Bemühungen. Wird sein Leben schwieriger werde ich zufrieden sein."
Rogonn musterte den Mann abwartend, der intensiv nachzudenken schien.
"Du hast jetzt folgende Möglichkeiten. Entweder du lehnst ab. Dann bestrafe ich dich, verjage dich und du kannst sehen, wo du bleibst. Du bist vogelfrei, und zwar überall dort, wo ich Kundschaft und Einfluss habe, also nicht nur in Bree. Es wird also unmöglich für dich sein, weiter hier zu leben. Oder du nimmst an. Dann ändert sich nicht viel, außer...", Rogonn musterte ihn für einen Augenblick, "daß du unter der Hand immernoch meine Unterstützung bekommst. Das ist, meiner Meinung nach, deine einzige Möglichkeit. Dein Name wird im Hause Kupferberg seinen guten Klang behalten. Solltest du Hilfe brauchen, dann komm im Schutz der Nacht zu mir, oder zu Felinda. Dir wird geholfen werden. Kommst du offiziell und bei Tage, werden wir dich verjagen, wie einen räudigen Hund."
Rogonn griff nach hinten und nahm einen Brieföffner vom Schreibtisch.
"Solltest du an diesem Angebot interessiert sein, dann verlange ich von dir einen Treueschwur. Besiegelt mit deinem Blut."
Rogonn beobachtete, wie sich die Augen des Mannes zunächst ungläubig weiteten, dann richteten sie sich auf den Brieföffner in seiner Hand und wieder schien er fieberhaft zu überlegen. Der Blick, der daraufhin Rogonns Augen suchte, war finster vor Entschlossenheit und er nickte.
"Noch etwas. Sobald du geschworen hast, bist du auf dich allein gestellt. Ob und wie du es schaffst, aus meinem Haus und von meinem Land zu entkommen, bleibt dir überlassen. Sie warten draußen mit Stöcken und Steinen auf dich."
Rogonn lächelte süffisant. "Schließlich muß alles echt aussehen, nicht wahr?"
Der andere presste die Kiefer aufeinander, aber seine Entschlossenheit schien nicht zu wanken.
"Triff die Männer, die ich dir versprach, am gelben Baum."
Wieder stimmte der andere wortlos zu.
Rogonn nickte knapp seinen Wachen zu. "Fesseln lösen."
Die Fesseln wurden gelöst und der Mann rieb sich die schmerzenden Handgelenke.
Rogonn gab ihm einen Moment Zeit, ehe er den Brieföffner ein Stück anhob, als wolle er die Klinge begutachten.
Der andere Mann verstand. Er ging auf ein Knie und streckte ihm die Hände hin, die Händflächen nach oben.
Rogonn lächelte.
05.02.2013 08:50
Fast würde ich sagen: Lass uns zu LOTRO zurückkehren und einen neuen, epischen Baronenkrieg vom Zaun brechen. Sehr schön, sehr schön.
Und: Rogonn ist ein Fisch. Aber ein Haifisch. ;)
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