Ren Watanabe
23.10.2011
Momper
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10.05.2007
23:18 Uhr


Das höfliche Nicken des Nachtportiers begrüßte ihn, als er die gläserne Eingangstür durchquert und im Vorbeigehen die Schlüsselkarte vorgezeigt hatte. Eine Geste, die dem Mann sagte, dass seine Dienste nicht benötigt werden würden. Vielen Dank! Ren blieb nicht stehen, aber auf dem Weg zum Fahrstuhl erfasste er den Raum und die Gegebenheiten. Er stellte fest, dass seine Schritte durch den Teppich fast vollständig geschluckt wurden. Das gesamte Interieur der Lobby war angenehmerweise auf Zurückhaltung getrimmt worden. Das würde es einfach machen.
Er hatte bisher nur zwei Kameras entdeckt. Eine war direkt am Eingang, die andere war auf den Fahrstuhl gerichtet. Sie würden jetzt einen durchschnittlich großen Japaner zeigen, der mit seinem schwarzen Anzug und den durch eine gehörige Portion Gel nach hinten gelegten dunklen Haare aussah wie die meisten Gäste des Hauses. Vermutlich ein Geschäftsmann, der wegen einer Konferenz in Los Angeles war und jetzt von einem langen Geschäftsessen zurückkehrte.
Und tatsächlich war Ren berufsbedingt unterwegs gewesen. Er hatte das vorbereitete Paket am LAX abgeholt und sein Vorgehen geplant.
Die Fahrstuhltür öffnete sich mit einem dezenten Geräusch und gab den Blick frei auf eine verspiegelte Kabine. Kein Liftboy, stellte Ren erleichtert fest. Er betrachtete das Bedienfeld des Fahrstuhls, als die Tür sich hinter ihm wieder geschlossen hatte. 20 Etagen plus Penthouse. Wie zu erwarten gewesen war, fuhr der Fahrstuhl zwar auch nach ganz oben, aber man benötigte die richtige Karte, um den Knopf überhaupt zu aktivieren.
Er gab dem Fahrstuhl die Anweisung, in die achte Etage zu fahren. Der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung.
Wenigstens hatten sie nicht auch noch Fahrstuhlmusik. Ren wäre nicht verwundert gewesen, wenn das Hyatt Regency nicht auch noch dieses Klischee erfüllt hätte, um wie eines jener Hotels zu sein, die man aus Filmen und dem Fernsehen kannte.
Eine Übernachtung hier kostete ab 230 Dollar aufwärts. Er hatte zwar nicht selbst buchen müssen, aber er hatte sich interessehalber darüber informiert, als er Informationen über das Hotel eingeholt hatte. Den Gebäudeplan hatte er im Kopf.
In der achten Etage stieg er aus und wandte sich dann nach links, um zu seinem Zimmer zu gelangen. Er zog die Karte durch den Schlitz und betrat den Raum. Mitteklasse. Standart. Sein Auftraggeber wollte also die Kosten für diesen Job so gering wie möglich halten. Ren verzog verächtlich das Gesicht, schlenderte zum Regal unter dem Fernseher und zog den Katalog hervor, in dem das Pay-Per-View-Programm aufgelistet war.
Morgen früh würden sie sicherlich alle Kartenlesegeräte an den Türen überprüfen. Aber ein wasserdichtes Alibi zu haben war weit besser.
Ren schaltete einen sündhaft teuren Porno-Kanal ein und betrachtete das Fernsehgerät einen Augenblick.
Fünf Minuten später hatte er entschieden, dass ihm in diesem Film eindeutig zuviel geredet und zu wenig zur Sache gekommen wurde. Sandy und Britney veranstalteten ein Wettrennen, wer zuerst den Pooljungen rumkriegen würde.
Ren stellte den Ton ab, holte die Waffe hervor und überprüfte sie. 8 Schuss plus eine im Lauf. Schalldämpfer. Er verstaute sie im Holster unter dem Sakko und verließ das Zimmer. Die Tür lehnte er nur an. Er durfte die Schlüsselkarte heute auf keinen Fall noch einmal benutzen. Wenn seine Zimmertür zufällig zugegangen sein würde, wenn er zurückkam, dann würde er improvisieren müssen.
Erst im Fahrstuhl zog er die Lederhandschuhe an. Dann steckte seine eigene Karte weg und holte den kleinen Umschlag hervor, der im Paket gewesen war. Er holte die Karte mit dem Aufdruck STAFF hervor, die er durch den Leseschlitz zog. Er atmete kurz durch, ehe er den Knopf mit der Aufschrift PH drückte. Die Diode leuchtete tatsächlich auf, und der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung.
Ren verließ den Fahrstuhl und betrat den kleinen Vorraum. Im Gegensatz zu den anderen Etagen gab es hier nur eine einzige Tür. Wäre er ein Angestellter des Hotels gewesen, hätte er sich mit dem kleinen Wagen nun wohl vor der Tür postiert und hätte geklopft. Da er aber weitaus unhöflicher war, zog er die STAFF-Karte einfach durch den Schlitz und hoffte darauf, dass sie einem wirklich jede Tür hier öffnete. Mit einem leisen Klicken entriegelte das Schloss. Ren zog die Pistole und schlich hinein.
Das Licht in dem riesigen Raum war gedämpft, die Panorama-Fenster waren mit hellen Gardinen verhängt, der Boden war auch hier mit Teppich belegt. Die Möbel waren aus dunklem Holz.
Ren glich den Raum mit dem Plan ab, den er sich vorhin eingeprägt hatte. Die Tür rechts führte zur Dachterrasse, hinter der ersten Tür links musste sich das Badezimmer befinden, hinter der zweiten das Schlafzimmer.
Unter dem Türschlitz hindurch konnte Ren von dort auch Licht sehen, und das leise Geräusch des Fernsehers drang an sein Ohr. Er bahnte sich einen Weg dorthin.
Das Ziel hieß Nathan Spencer. Ren hatte nur ein Foto von ihm wusste wie immer nicht, wer dieser Mann war, noch was er getan hatte, um einen Auftragsmörder auf den Hals geschickt zu bekommen. Und da er nicht gekommen war, um mit dem Mann zu plaudern, würde er das wohl auch niemals erfahren. Reiche Männer hatten immer reiche Feinde. Und Nathan Spencer war zweifelsohne reich, wenn er sich eine so noble Unterkunft leisten konnte.
Ren hatte den riesigen Aufenthaltsraum zur Hälfte durchquert, als er bemerkte, dass etwas nicht stimmte. Zuerst stellte er eine Lichtveränderung fest, dann erst realisierte er, dass die Badezimmertür aufgegangen und die Toilettenspülung zu hören war. Ein Mann betrat den Aufenthaltsraum. Er war mindestens zwei Köpfe größer als Ren, blond, jünger und muskulöser. Wer auch immer das war, es handelte sich nicht um Nathan Spencer. Eher um einen Dolph Lundgren. Als sich die Augen der beiden Männer trafen, schien es, als würde die Zeit kurz stehen bleiben. Dann erst realisierte Ren, dass der Mann ebenfalls ein Holster trug und Anstalten machte, die Waffe zu ziehen.
Ein Leibwächter. Es wäre interessant gewesen, von dem pikanten Detail gewusst zu haben, dass Spencer einen Leibwächter haben würde. Ren nahm sich vor, seinen Auftraggeber wegen dessen unzureichenden Informationen ein bisschen anzumaulen und den Preis ein in die Höhe zu treiben. Sollte er das hier überleben.
Dolph griff nach seiner Waffe, aber Ren hatte seine bereits in der Hand. Er stabilisierte mit der Linken und schoss zwei schnelle Schüsse in die Brust des anderen Mannes. Der Riese wurde von der Wucht nach hinten geschleudert, krachte in einen Glastisch und blieb liegen. Ren lies einen Augenblick vergehen, in dem er in dieser Position verharrte und erwartete, der Leibwächter würde sich noch einmal erheben. Dann erst gestattete er es sich, wieder zu atmen.
In diesem Augenblick ging die Schlafzimmertür auf. Nathan Spencer stand dort in seinem Pyjama, und Ren konnte entgeistert feststellen, dass auch Spencer eine Schusswaffe in der Hand hielt.
Noch ehe Ren reagieren konnte, spürte er den Einschlag der Kugel in der rechten Schulter. Der Schuss wirbelte ihn herum, und er fiel zu Boden. Spencer hatte durch seinen Überraschungsangriff nun so viel Mut gefasst, dass er seinen Türrahmen verlies und weiter auf Ren zuging. Der nutzte den Schwung des Falles aber so aus, dass er über die gesunde Schulter rollte, in eine kniende Position kam und die Waffe hochreckte. Der Schuss erwischte Spencer in der Hüfte, und der Mann sackte in die Knie. Mit schnellen Schritten war Ren über ihm, trat dessen Waffe zur Seite und richtete seine eigene nun auf das Gesicht des Mannes.
„Bitte, wer auch immer Sie bezahlt, ich kann Ihnen das Doppelte anbieten.“, flehte Spencer. Ren verzerrte schmerzerfüllt das Gesicht. Mit der linken Hand hielt er sich die rechte Schulter.
„Warum könnt Ihr Amerikaner eigentlich nicht einmal in Würde sterben?“, antwortete Ren und drückte ab. Die Kugel drang in Spencers Stirn ein. Die Arme, die er eben noch flehentlich nach oben gehalten hatte, sanken nun zu Boden, als der Körper nach hinten umkippte und hart auf dem Boden aufschlug. Ren lies noch eine Kugel in die Leiche fahren.
Er bemerkte die Gestalt zu spät, die sich hinter ihm erhob, einen der Stühle nahm und ihm auf dem Rücken zerschlug. Dolph war wieder im Spiel, und Ren wurde über Spencers Leiche geschleudert, während ihm die Waffe aus der Hand glitt. Der Riese setzte ihm hart nach und bekam ihn zu packen. Er schmetterte ihn an die Wand und lies seine Faust nach vorn schnellen. Ren tauchte nach unten ab und wand sich an dem Mann vorbei. Der bekam das Bein des Japaners zu packen, und lies ihn in die zerschmetterten Überreste des Tisches krachen. Dann setzte Dolph nach und beugte sich über Ren. Der drehte sich schmerzhaft auf den Rücken, winkelte die Beine an und schaffte es tatsächlich, den größeren Mann ein Stück wegzustoßen.
„Du musst das hier nicht machen, Mann! Spencer ist tot. Du wirst eh nicht mehr dafür bezahlt.“, presste Ren zwischen den Lippen hervor. Dolph rappelte sich langsam auf und warf einen Blick zu Spencers Leiche. Das nutzte Ren, um sich die Waffe des Riesen zu schnappen, die noch in der Nähe des Glastisches lag. Er setzte an und jagte zwei saubere Schüsse in die Stirn des Mannes. Der wurde nach hinten an die Wand geschleudert und klappte dann zusammen.
Ren erhob sich aus den Scherben.
„Dummerweise hast Du mein Gesicht gesehen, Blondie.“
Er lies die Waffe zu Boden fallen. Sollten sie sie ruhig finden. Seine Fingerabdrücke waren nirgendwo. Dann überblickte er den Raum.
Das Zimmer war verwüstet, es war viel zu laut gewesen, und er war verletzt worden.
Diese Nacht würde noch lang werden. Er würde sich jetzt umziehen. Und morgen früh, wenn die Jungs vom LAPD den Fall untersuchen würden, müsste er sich wie jeder andere Hotelgast völlig bestürzt von den Ereignissen zeigen. Und er musste unverletzt wirken, obwohl er eine verdammte Kugel in der Schulter hatte. Morgen, noch vor dem Rückflug nach New York, würde er einen Arzt finden müssen.
Er stolperte aus dem Raum und überdachte seine nächsten Schritte.
Der Job war miserabel verlaufen.
Als er sich schließlich in den spiegelnden Flächen in der Fahrstuhlkabine betrachtete und einen kleinen Blutfleck von der Stirn wischte, fragte er sich, ob er wohl noch erfahren würde, ob nun Sandy oder Britney gewonnen hatte.
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