The Blues
14.11.2012
Gassenpoet
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Mathilda „Mattie“ Schmidt war gerade erst 17 Jahre alt geworden. In dem Kinderwagen, den sie vor sich herschob lag ein kleines Bündel, kaum 4 Monate alt. Eigentlich war sie auf dem Weg zu einem Vorstellungsgespräch. Wenn sie Glück hatte, würde sie bald in einer Firma putzen dürfen. Mehr durfte sie wohl nicht erwarten mit ihrer abgebrochen Ausbildung zur Detailhandelsfachfrau. Dennoch trug sie ihre besten Klamotten. Manchmal fragte sie sich wie das alles passieren konnte. Er war süß, ja und die paar Nächte hatten gereicht ein Kind zu zeugen. Als sie schwanger war, wurde es ihm plötzlich zu viel. Immerhin war er verheiratet. Manchmal fühlte sie sich unendlich dumm. So unendlich dumm all den Versprechungen geglaubt, all die Warnungen in den Wind geschlagen zu haben. Es war ja wirklich wie in einem schlechten Film gelaufen.
Ihre Mutter war bei der Geburt dabei gewesen. Fast hätte sie das Kind taufen lassen, aber die Sozialarbeiterin ging dann doch auf ihre Wünsche, die Wünsche einer frisch gebackenen Mutter ein. Die Wohnung war klein aber besser als das Kinderzimmer zuhause gewesen. Matties Mutter meinte es natürlich nur gut, aber ihre Herrschsucht... Ihr Vater sagte einmal: „Deine Mutter kann schlimm sein, aber es gibt Schlimmere.“ bevor er sich wieder seinen Gleichungen widmete. Er war Chemiker. Und genau dorthin brachte sie nun ihr kleines Bündel. Das Vorstellungsgespräch war 7.00 Uhr. Sie brauchte eine Stunde zu dem Büro, in dem sie sich melden sollte und vorher gab sie ihren Sohn zu ihrer Mutter. Michael war sein Name und er sah seinem Vater sehr ähnlich. Irgendwie war sie nie verbittert genug gewesen um dem Bündel sein aussehen vorzuwerfen. Eigentlich mochte sie biblische Namen auch nicht, aber irgendwas war mit dem Namen also blieb es dabei. Und wenigstens dieses eine mal war sogar ihre Mutter zufrieden.

Das Bellen aus dem verwaisten Eingang des Wohnhauses erschrak sie. Unvermittelt blieb sie stehen. Bellen, Knurren, etwas riss, etwas jaulte und irgendwo platzte etwas. Dann war Stille. Nur das Plätschern von Wasser war zu hören. „Hallo?“ fragte Mattie in die Dunkelheit. Michael schlief. Eigentlich hatte sie Angst, aber Irgendetwas lies sie bleiben. Vielleicht hatte sich jemand verirrt. Jemand Blindes und der Hund hatte versucht zu Hilfe ... aber warum war es nun still? Sie machte einen Schritt in das Haus und blieb in einem Gang stehen. Neben ihr waren alte Briefkästen an der Wand. Geradezu war eine Treppe die nach oben führte und in reiner Dunkelheit zu enden schien. Am Fuß der Treppe lagen 2 Hunde und regten sich nicht. Irgendetwas floss über die Stufen von oben nach unten, doch sie konnte nicht erkennen was. Ihr Blick fiel zurück auf den Kinderwagen. „Ich sollte einfach gehen.“ dachte sie bei sich und machte einen Schritt aus dem Eingang. Hinter sich hörte sie ein peitschen und etwas umschlang ihren Körper und wickelte sich wie ein Tentakel darum. Sie wollte schreien, doch sie hatte keine Luft dafür als das Etwas sich um sie wand. Sie versuchte nach Luft zu schnappen und ihre Fingernägel gruben sich in das glitschige Ding, welches seinen festen Griff um sie immer mehr verstärkte. Ihr Rückgrat krachte, dann wurde sie die Treppe hinauf geschliffen. Ihr Blick ruhte auf dem Kinderwagen vor dem Eingang, als die Dunkelheit sie verschlang.

Das Wesen welches sich aus dem Schatten schälte sah aus wie ein weiblicher Mensch, Anfang Zwanzig. Ihre Kleidung war zerknittert und feucht. Ihr Körper wirkte leicht deformiert, und das Laufen fiel ihr schwer, als sie sich an dem Kinderwagen mit dem schreienden Baby vorbei bewegte. Aus ihrem Mund schlang sich eine lange Zunge, die versuchte ihre Kleidung zu richten, während ihre Arme nutzlos baumelten. Ihre Augen glänzten in einem matten Schwarz und konnten den einzigen, dahinter liegenden Gedanken nicht verstecken: Rache

*

Als die Frau weg war sprang Dolly auf die Straße und schlich zu dem Welpen in seinem Räderkörbchen. Er schrie, doch hier gab es kaum Menschen wie ihn. Dolly machte sich sorgen und entschied sich zu handeln, auch wenn sie keinen Befehl hatte. Sie stellte sich auf und kippte das Körbchen zu ihr um. Mit dem Kopf bremste sie den Fall des Welpen. Es war ein Junge, das roch sie. Sie leckte dem Welpen über das Gesicht. Es dauerte ein wenig, dann hatte sich der Welpe daran gewöhnt und hörte auf zu schreien. Wieder einmal ärgerte sie sich dass Menschen keine Nackenfalte hatten, biss vorsichtig in den Kragen des unechten Fells und trabte los. Hoffentlich würde das Fell halten...
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